Die Postmig Writers als Festivalschreiberinnen sind wunderbar platziert. Von unseren Arbeitsplätzen aus können wir nicht nur Künstlerinnen, die an uns vorbei laufen, auf einen Kaffee treffen, sondern auch das alltägliche Geschehen beobachten. So wie gestern: Ein älteres Paar kam an unseren Platz und wollte wissen, was bitte mit diesem Feminismus gemeint ist? Intersektional, noch nie gehört. Sind also damit auch die Rechte von Männern gemeint?
Eine Person aus dem Festivalteam war gerade bei uns und erklärte den Begriff ausführlich und mit Beispielen. Am Ende nahm das Paar das Festivalprogramm mit und wollte eventuell wiederkommen.
Die Szene erinnerte mich erneut daran, wie wichtig es ist, verschiedene Wissensbestände mitzubedenken. Festivals wie MULTITUDE sind für Menschen, die von dominanten Strukturen unterdrückt werden, safer / braver spaces. Gleichzeitig können sie bei Menschen, die (noch) nicht in bestimmten Diskursen drin sind, Neugier und Interesse wecken und ein Türöffner sein, Lernräume eröffnen. Diese Lernräume sind unglaublich wichtig in einer Zeit, in der wir uns in gleichzeitig verschiedenen Umbruchsphasen befinden und zusätzlich eine fortschreitende Digitalisierung von Kommunikation stattfindet. Welche Bevölkerungsgruppen finden aktuell Zugang zu den Debatten und welche werden ausgeschlossen? Intersektionale Festivals können für die breite Stadtgesellschaft Räume schaffen, um Brücken zu bauen und der wachsenden Verachtungs- und Hassbereitschaft und den einfachen Einteilungen von Gut oder Böse entgegentreten. Kaum ein anderer Ansatz als Intersektionalität ist besser dafür geeignet, Perspektiven und Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen und Schnittstellen für ein solidarisches Miteinander zu schaffen.
Die spannende Frage dabei bleibt immer: Wie lassen sich die unterschiedlichen Positionierungen und Wissensbestände managen, so dass die einen nicht auf Kosten der Anderen lernen?
Kadir Özdemir, PWC
@postmig_writers_hannover
@a.kadir.oezdemir