Gleich am ersten Tag, als ich mich an den Platz der Festivalschreiberinnen gesetzt und die Dekoration auf den Tischen gesehen hatte, musste ich an die Debatten der letzten Tage denken, die ich zum 83-sekündigen Trailer zu „Die kleine Meerjungfrau“ verfolgt hatte. Ich war mir nicht sicher, ob die Gestaltung der Tische eine subtile Anspielung darauf war. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass die Deko auf die Wellen im Festival-Poster referierte – aber dennoch, bei jedem Blick auf die glitzernden Schuppen auf meinem Tisch waren mir die Debatten gegenwärtig.
Worum geht es?
Die kleine Meerjungfrau ist in der Realverfilmung Schwarz.
Und das löst einerseits emotionale, fast ekstatische Reaktionen bei jungen Schwarzen Zuschauer
innen aus, und andererseits führt die Besetzung der Rolle mit einer Schwarzen Schauspielerin zu rassistischen Ausrastern.
Erwachsene Menschen versammeln sich hinter Hashtags wie NotMyAriel oder MakeArielWhiteAgain, da sie nachts nicht mehr schlafen können, weil eine fiktive Meerjungfrau Schwarz ist. Diese Menschen fragen sich scheinbar keine Sekunde lang, warum viele Schwarze Mädchen so aufgewühlt sind, vor Freude weinen, wenn sie jemanden auf dem Bildschirm entdecken, der ihnen ähnlich sieht und eine bekannte und beliebte Märchenfigur verkörpert. Wtf ist los mit erwachsenen Menschen, die nicht verstehen, wie es sich für BIPOC anfühlt, sich in Märchen wiederzufinden, von denen die Welt sagt, sie seien nicht für sie gemacht.
„Sie ist wie ich!“, sagt ein Schwarzes Mädchen, das auf den Trailer reagiert, dann leise wiederholend, „Sie ist wie ich. Sie ist ein Schwarzes Mädchen! Sie ist Schwarz! Mama, sie ist Schwarz!"
Bis heute sind BIPOC sowohl in den USA als auch in Deutschland in den Medien unterrepräsentiert. Insbesondere Schwarze, asiatische, muslimische Rollenmodelle fehlen. Es ist dringend nötig und an der Zeit eine gerechtere Teilhabe zu schaffen.

Kadir Özdemir, PWC
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@a.kadir.oezdemir